Der Head-Impulse-Test (Thrust), wurde erstmals 1988 von Ian Curthoys beschrieben. Er wird insbesondere eingesetzt, um periphere vestibuläre Pathologien zu erkennen und dient als einfache klinische Prüfung am Patientenbett. Da dieser Test von Halmagyi und Curthoys in die medizinische Literatur eingeführt wurde, trägt er auch die Bezeichnung „Halmagyi-Test“ bzw. „Halmagyi-Curthoys-Test“.

Der Head-Impulse-Test ist für erfahrene Kliniker ein unverzichtbares Untersuchungsverfahren, doch seine quantitative Auswertung ist schwierig. Wenn eine Dokumentation erforderlich ist – z. B. im Rahmen von Forschungsprojekten – wurden bislang sogenannte Coils (Spulen) auf dem Auge platziert, um Augenbewegungen aufzuzeichnen und zu analysieren. Diese Methode ist jedoch für die Patienten äußerst unangenehm, weshalb ihre Anwendung nur eingeschränkt möglich war. Im Jahr 2009 entwickelten Halmagyi und sein Team deshalb eine digitalisierte Version für die Messung des Head-Impulse, die zudem nicht nur den horizontalen, sondern auch die vertikalen Kanäle erfassen kann: den Video-Head-Impulse-Test (vHIT).

v-HIT

Der vHIT ist ein fortschrittliches diagnostisches Verfahren zur Beurteilung der Funktion des Vestibulo-okulären Reflexes (VOR) bei vestibulären Reizen. Während des Tests fixiert der Patient ein Ziel, während der Untersucher den Kopf unverhofft in kleinen Amplituden, kurz, mit hoher Geschwindigkeit und Beschleunigung dreht. Diese Ausgleichsbewegungen der Augen als Reaktion auf die Kopfbewegungen werden aufgezeichnet und ausgewertet.

Gerade bei der Unterscheidung zwischen peripheren, etwa durch eine Vestibularneuritis bedingten Störungen, und zentralen Schwindelursachen spielt dieser Test eine entscheidende Rolle. Dank der Möglichkeit, alle Bogengänge zu erfassen, hochfrequentes Bewegungsverhalten zu beurteilen und sowohl „verdeckte“ (covert) als auch „offene“ (overt) Sakkaden zu identifizieren, ist der vHIT ein verlässliches Instrument bei der Vestibularfunktionsdiagnostik. Der Test ist rasch durchführbar, für den Patienten gut tolerierbar und unterstützt Behandelnde maßgeblich bei der korrekten Diagnose.

Was ist der v-HIT?Ein Testverfahren, das die Fähigkeit der Augen beurteilt, bei schnellen Kopfbewegungen stabil zu bleiben. Dabei wird der Vestibulo-okuläre Reflex (VOR) gemessen.
Für wen?– Patienten mit Vertigo (Schwindel) und Gleichgewichtsverlust
– Verdacht auf Vestibularneuritis (Entzündung des Gleichgewichtsnervs)
– Abklärung einer Menière-Krankheit
– Personen mit Innenohrschädigung oder Ausfall der Vestibularfunktion
– Patienten mit visueller Instabilität oder verschwommenem Sehen
– Bei Bedarf an vestibulärer Rehabilitation oder zur Überprüfung des Rehabilitationserfolgs
Wie wird er durchgeführt?1. Der Patient erhält eine spezielle Brille mit Infrarotkamera.
2. Der Kopf wird schnell und in kleinen Winkeln in zufällige Richtungen bewegt.
3. Die Augenbewegungen werden aufgezeichnet und hinsichtlich der Kopfbewegungen analysiert.
Normale Reaktion– Bei einem gesunden Vestibularsystem bewegen sich die Augen reflektorisch gegen die Kopfrichtung, sodass der Blick stabil bleibt.
Auffällige Ergebnisse– Verminderte oder unregelmäßige VOR-Antwort: Hinweis auf eine Funktionsstörung des Vestibularsystems.
– Fehlende Fixation und korrigierende Augenbewegungen: Kann ein Anzeichen für Vestibularneuritis oder eine Innenohrerkrankung sein.
Vorteile– Schnelles, objektives und nicht-invasives Verfahren
– Separate Bewertung der Vestibularfunktion beider Seiten
– Ermöglicht die frühe Diagnose von Vestibularneuritis und anderen Störungen des Gleichgewichts
Wann ist der Test indiziert?– Bei akutem oder wiederkehrendem Schwindel (Vertigo)
– Bei Gangunsicherheit und Gleichgewichtsproblemen
– Bei Schwierigkeiten mit visueller Fixation oder verschwommenem Sehen

Was ist der Video-Head-Impulse-Test (v-HIT)?

Der vHIT ist ein modernes Diagnoseinstrument zur Untersuchung von Patienten mit Schwindel und Gleichgewichtsproblemen. Der Test erfasst den Vestibulo-okulären Reflex bei raschen Kopfbewegungen. Da der VOR bei Bewegungen des Kopfes einen kompensatorischen Augenreflex erzeugt, der eine klare Sicht sicherstellt, liefert vHIT eine quantitative Auswertung dieses Reflexes.

Der Ursprung dieses Verfahrens liegt in dem von Halmagyi und Curthoys 1988 vorgestellten Head-Impulse-Test (HIT). Hierbei suchte man periphere Vestibularstörungen durch Beobachtung von Korrektursakkaden zu identifizieren. Der klassische HIT konnte allerdings nur die offenen (overt) Sakkaden erfassen, während verborgene (covert) Sakkaden unbemerkt blieben.

Dank technischer Fortschritte kamen seit 2009 Hochgeschwindigkeitskameras zum Einsatz, was zur Entwicklung des vHIT führte. Dieses System macht sowohl offene als auch verdeckte Sakkaden sichtbar und bewertet den VOR präzise. Ein richtungsweisender Meilenstein war der im Jahr 2004 von der Barany Society veröffentlichte erste Bericht über den vHIT, der den breiteren Einsatz in der klinischen Praxis vorantrieb.

Heute ist der vHIT wegen seiner nicht-invasiven Natur, der Möglichkeit, alle sechs Bogengänge zu untersuchen, und seiner hohen Zuverlässigkeit ein gängiges Verfahren. Dank präziser Messmethoden zur Ermittlung des VOR-Gewinns (Gain) ist der vHIT aus der Diagnostik vestibulärer Störungen nicht mehr wegzudenken.

Wie wird der v-HIT durchgeführt?

Der vHIT ist eine sorgfältig ausgeführte Untersuchung, die spezielles Equipment und bestimmte Verfahrensschritte erfordert. Der Patient sitzt in bequemer Position, trägt eine mit Hochgeschwindigkeitskameras und Beschleunigungssensoren ausgestattete Brille. Der Sitz der Brille wird überprüft und eine Kalibrierung zur genauen Erfassung von Augenbewegungen vorgenommen. Dabei blickt der Patient auf einen festen Punkt.

Im Verlauf des Tests bewegt der Untersucher den Kopf des Patienten passiv, dabei werden kleinere Winkel von 10°–20° gewählt, die Bewegungen sind ruckartig und unvorhersehbar. So wird verhindert, dass der Patient durch willkürliche Augenbewegungen das Ergebnis verfälscht. Der Kopf wird in verschiedenen Achsen gedreht, um alle Bogengänge zu erfassen. Abhängig vom genutzten System können einzelne Details des Ablaufs leicht variieren; in jedem Fall werden die Augenbewegungen simultan aufgezeichnet. Aus diesen Daten errechnet das System den VOR-Gain. Bei gesunden Menschen liegt dieser Wert bei etwa 1,0, d. h. Augen- und Kopfbewegungen gleichen sich exakt aus. Abweichungen, etwa ein verminderter Gain oder das Vorliegen von Korrektursakkaden, signalisieren mögliche Vestibularstörungen. In der Regel dauert der Test nicht länger als 5–10 Minuten und wird von den Patienten gut toleriert. Dank seines nicht-invasiven Charakters und der kurzen Testdauer liefert der vHIT verlässliche Befunde bei gleichzeitig hohem Patientenkomfort.

Welche Erkrankungen kann der v-HIT diagnostizieren?

Vestibularneuritis: Bei einer Entzündung des Gleichgewichtsnervs (akuter starker Schwindel) zeigt der vHIT in den betroffenen Bogengängen einen reduzierten VOR-Gain und Korrektursakkaden. Im Vergleich zu Kalorik- und Rotationsprüfungen ist der Test rasch durchführbar und eignet sich besonders für eine frühe Diagnose.

Menière-Krankheit: Diese geht mit Hörverlust, Schwindel, Tinnitus und Druckgefühl im Ohr einher. Der vHIT kann in fortgeschrittenen Stadien Funktionsstörungen der Bogengänge nachweisen. Da Menière jedoch komplex und phasenhaft verläuft, sollten weitere vestibuläre Tests hinzugezogen werden.

Bilaterale Vestibulopathie: Bei beidseitigem Ausfall der Vestibularfunktion sieht man in der Regel eine stark verringerte VOR-Funktion auf beiden Seiten. Da der vHIT alle sechs Bogengänge überprüft, ist er für die Diagnose sehr wertvoll.

Peripher vs. Zentral: Ist der Schwindel peripher bedingt (etwa durch Innenohr- oder Nervenschäden), finden sich im vHIT deutliche Auffälligkeiten wie ein verminderter VOR-Gain. Zentrale Ursachen hingegen weisen oft einen normalen vHIT-Befund auf. Dies ermöglicht eine klare Abgrenzung peripherer Störungen von zentralen Ursachen.

Warum wird der v-HIT herkömmlichen Tests vorgezogen?

Zur Beurteilung des Vestibularsystems existieren diverse Testverfahren. Der vHIT hebt sich durch mehrere Vorteile von konventionellen Methoden wie der Kalorik oder dem Rotationsstuhl ab:

  • Umfassende Analyse aller Bogengänge:
    Während Kalorik und Rotationsstuhl zumeist nur die horizontalen Kanäle prüfen, erfasst der vHIT sämtliche Bogengänge eines jeden Ohres. Dies ist vor allem für vertikale Kanäle von großer Bedeutung.
  • Hochfrequenz-Bereich:
    Die meisten Alltagsbewegungen finden im hochfrequenten Bereich statt. Kalorik hingegen misst lediglich im unteren Frequenzbereich, der mit realen Situationen weniger übereinstimmt.
  • Nachweis von Sakkaden:
    Der vHIT registriert sowohl offene (overt) als auch verdeckte (covert) Sakkaden, was eine präzise Lokalisation der Funktionsstörung ermöglicht. Dies erleichtert eine gezielte Therapie.
  • Nicht-invasiv, komfortabel und zügig:
    Im Vergleich zur Kalorik, die oft starke Schwindel- und Übelkeitsgefühle auslöst, ist der vHIT für Patienten meist angenehmer und nimmt nur wenige Minuten in Anspruch. Zudem ist das Verfahren frei von nennenswerten Nebenwirkungen.

Welche Aussagen liefern die v-HIT-Ergebnisse?

Der vHIT bietet eine präzise und spezifische Bewertung der Vestibularfunktion. Hauptparameter sind der VOR-Gain (eine Kennzahl für die Wirksamkeit der Augenkompensation) und die Erfassung von Korrektursakkaden. Aus diesen Informationen kann man auf Art und Ausmaß einer vestibulären Dysfunktion schließen.

Normale Befunde liegen vor, wenn der VOR-Gain zwischen 0,8 und 1,2 liegt und keine Korrektursakkaden auftreten. In diesem Fall deutet alles auf eine gut funktionierende Vestibularfunktion hin. Werden jedoch Abweichungen festgestellt, kann das verschiedene Ursachen haben. Ein Gain unterhalb von 0,8 weist auf eine vestibuläre Unterfunktion hin. Ein Wert wie 0,78 wird oft als kritische Schwelle angesehen. Erscheinen außerdem Korrektursakkaden, insbesondere verdeckte (covert) Sakkaden, kann das eine spezifische vestibuläre Schädigung nahelegen.

Anhand dieser Resultate können periphere von zentralen Ursachen abgegrenzt und die Therapie maßgeschneidert werden. Zeigen sich beispielsweise ein reduzierter VOR-Gain und häufige Sakkaden, kann eine vestibuläre Rehabilitation angezeigt sein. Somit leistet der vHIT nicht nur bei der Diagnosestellung, sondern auch bei der Therapieplanung wertvolle Dienste.

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