Patienten, die sich mit Schwindelbeschwerden in der Notaufnahme vorstellen, haben in den meisten Fällen Probleme mit dem Vestibularsystem (Innenohr). Das Vestibularsystem ist der wichtigste Bestandteil der Gleichgewichtskoordination.
Es steht in ständigem Informationsaustausch mit den Augen, dem Skelettmuskelapparat und dem Gehirn, um den Gleichgewichtszustand einer Person ununterbrochen zu messen und auszuwerten. Entsprechend der Informationen aus dem Innenohr führt der Körper alle notwendigen Anpassungen automatisch durch, damit die Person das Gleichgewicht aufrechterhalten kann.

Von Störungen im Innenohr herrührende Schwindelbeschwerden (Vertigo) führen zu einer Beeinträchtigung des Gleichgewichtssinns, was wiederum die räumliche Orientierung und Navigationsfähigkeit einer Person beeinträchtigt.
Beispielsweise ist das Benigne Paroxysmale Lagerungsschwindel (BPLS bzw. BPPV) eine der häufigsten Innenohrerkrankungen. Es äußert sich in plötzlichem, heftigem Schwindelgefühl, das durch Kopfbewegungen ausgelöst wird. Andererseits hängt die Menière-Krankheit mit einer übermäßigen Zunahme der Endolymphflüssigkeit im Innenohr zusammen.
Bei diesem Anstieg der Flüssigkeit im Innenohr, wo sich sowohl das Gleichgewichts- als auch das Hörorgan befinden, kann es zu zusätzlichem Hörverlust, Druckgefühl und Ohrgeräuschen kommen. Weitere Erkrankungen wie Reisekrankheit oder Migräne-assoziierter Schwindel (Vestibuläre Migräne) können den Alltag stark beeinträchtigen. Folglich ist nicht jeder Schwindel gleich – auch die Behandlung und Rehabilitation unterscheiden sich je nach Ursache.

Doktor Audiologin Emel Uğur
Was ist Benignes Paroxysmales Lagerungsschwindel (BPPV)?
Benignes Paroxysmales Lagerungsschwindel (BPPV) entsteht durch eine Verschiebung der Otolithen (Kalziumkarbonat-Kristalle) im Innenohr. Diese Verlagerung führt bei Lageänderungen des Kopfes zu einem ausgeprägten Gleichgewichtsverlust und starkem Vertigogefühl. Im Rahmen der Tests zum Lagerungsschwindel wird der Schwindel gezielt ausgelöst, um eine genaue Diagnose stellen zu können.
- Die Erkrankung tritt meist bei Menschen im Alter zwischen 50 und 70 auf, kann jedoch in jeder Lebensphase vorkommen.
- Bei unter 35-Jährigen ist BPPV seltener und entsteht häufig nach Kopfverletzungen.
- In den USA wird von rund 64 Fällen pro 100.000 Einwohner pro Jahr berichtet, jedoch gibt es Hinweise auf höhere Häufigkeiten, abhängig von Studienpopulation und Diagnosemöglichkeiten. Verschiedene Untersuchungen zeigen eine Zunahme von bis zu 38 % pro Jahr, was mit einer verbesserten medizinischen Versorgung und verfügbaren Fachärzten zusammenhängen kann.
- Eine europäische Studie schätzt die lebenslange Prävalenz von BPPV auf 2,4 %.
- Frauen sind häufiger betroffen als Männer; die Prävalenz liegt bei 3,2 % für Frauen und 1,6 % für Männer.
- In Japan wird eine jährliche Inzidenz von 10,7 bis 17,3 pro 100.000 Personen angegeben.
Was ist eine Labyrinthitis?
Bei einer Labyrinthitis handelt es sich um eine Entzündung des membranösen Labyrinths im Innenohr. Typische Symptome sind starker Schwindel, Hörverlust und Übelkeit. Hauptursachen sind virale und bakterielle Infektionen.
Eine virale Labyrinthitis tritt oft im Anschluss an Infekte der oberen Atemwege auf. Die bakterielle Labyrinthitis hingegen kommt seltener vor, kann aber schwerwiegende Folgen nach sich ziehen. Die Entzündung im Innenohr beeinträchtigt unmittelbar die Hör- und Gleichgewichtsfunktionen.
Um eine optimale Behandlung zu wählen, ist zunächst eine präzise Bestimmung der Ursache nötig. Hier ist die Zusammenarbeit zwischen HNO-Fachärzten und Audiologen unerlässlich. Während virale Labyrinthitiden meist spontan ausheilen, ist bei einer bakteriellen Form eine Antibiotikatherapie notwendig. In beiden Fällen werden zur Linderung der Beschwerden unterstützende Maßnahmen ergriffen.
Wichtig ist, dass die Patienten während der Krankheitsphase Maßnahmen ergreifen, um Stürzen vorzubeugen. Zudem sollte möglichst frühzeitig mit der vestibulären Rehabilitation begonnen werden, um Schäden durch die Labyrinthitis gering zu halten und eine bestmögliche Genesung zu erzielen.
Ursachen:
- Virale Infektionen
- Bakterielle Infektionen
Symptome:
- Vertigo
- Hörverlust
- Übelkeit
Behandlung:
- Unterstützende Therapien bei viraler Labyrinthitis
- Antibiotikatherapie bei bakterieller Labyrinthitis
Rehabilitation:
- Kontrolle des Schwindels
- Verbesserung der Gleichgewichtssteuerung
- Optimierung der dynamischen Stabilität
Was ist Morbus Menière?
Morbus Menière ist eine Erkrankung des Innenohrs, die durch markante Symptome gekennzeichnet ist und die Lebensqualität Betroffener stark beeinträchtigen kann. Sie äußert sich in Hörverlust, Ohrgeräuschen (Tinnitus), Druckgefühl im Ohr und heftigen Schwindelattacken. Letztere dauern meist zwischen 20 Minuten und mehreren Stunden an.
Charakteristisch für diese Krankheit ist ein niedriger- bis mittelfrequenter sensorineuraler Hörverlust, der audiometrisch im betroffenen Ohr nachgewiesen werden kann. Hinzu kommt, dass die Betroffenen häufig einen schwankenden Hörverlust erleben, der sich während einer Attacke verschlechtert und danach wieder bessert.
Nach aktuellen internationalen Konsensrichtlinien unterscheidet man zwischen einer möglichen (wahrscheinlichen) Menière-Krankheit und einer sicheren Menière-Krankheit.
Sichere Menière-Krankheit:
- Mindestens zwei spontane Vertigoanfälle mit jeweils 20 Minuten bis maximal 12 Stunden Dauer.
- Bei mindestens einem dieser Vertigoanfälle liegt ein deutlicher Hörverlust im betroffenen Ohr vor.
- Fluktuierende auditive Symptome wie Druckgefühl im Ohr, Hörverlust und Tinnitus.
- Keine andere vestibuläre Diagnose, die diese Symptome besser erklären könnte.
Mögliche (wahrscheinliche) Menière-Krankheit:
- Mindestens zwei Episoden mit Schwindel oder Vertigo von 20 Minuten bis zu 24 Stunden Dauer.
- Auditiver Symptomenkomplex, der nicht durch eine andere vestibuläre Diagnose erklärt werden kann.
Die Prävalenz schwankt. Insbesondere bei Menschen weißer Hautfarbe und bei Frauen tritt die Krankheit vermehrt auf. Ein Zusammenhang mit Autoimmunstörungen ist bekannt.
Menière steht häufig in Wechselwirkung mit Reisekrankheit (Motion Sickness), visuell induzierter Kinetose (VIMS) und vestibulärer Migräne. Man geht davon aus, dass genetische und Umweltfaktoren eine Rolle spielen.
Für eine erfolgreiche Krankheitsbewältigung ist eine exakte Diagnose entscheidend. Daher muss eine umfassende audiologische (Hör- und Gleichgewichts-)Untersuchung durchgeführt werden. Wesentliche Bausteine sind hierbei unter anderem kalorische Tests und VEMP (Vestibular Evoked Myogenic Potentials). Eine fundierte Diagnose bildet die Grundlage für Therapie und Rehabilitation.
Was ist eine Vestibularneuritis?
Die Vestibularneuritis entsteht durch eine Entzündung des Gleichgewichtsnervs. Mit ihrer akuten Form ist sie eine der dritthäufigsten Ursachen für peripher bedingten Schwindel. Charakteristisch sind heftiger Drehschwindel, Übelkeit und Gleichgewichtsprobleme. Sie tritt häufig im Anschluss an eine virale Infektion auf und ist für die Betroffenen sehr unangenehm. Die Diagnose beruht auf klinischen Symptomen und dem Ausschluss ähnlicher Krankheitsbilder.
Die akute Phase lässt nach einigen Tagen nach, eine vollständige Genesung kann sich jedoch über einen längeren Zeitraum erstrecken. Ein alleiniges Rückgang der Symptome im subjektiven Empfinden reicht nicht aus; wichtig ist auch die Normalisierung der Innenohrfunktionen. Hier kommt neben der HNO-ärztlichen Therapie auch eine vestibuläre Rehabilitation durch Audiologen ins Spiel – je früher, desto besser.
Oft wartet man mit dem Beginn der vestibulären Rehabilitation, bis die akute Phase abgeklungen ist. Jedoch können bereits einfache Hinweise helfen, den Schwindel unter Kontrolle zu halten. Schätzungen aus den USA zufolge wird bei etwa 6 % der Patienten, die sich mit Schwindel in der Notaufnahme vorstellen, eine Vestibularneuritis diagnostiziert. Allerdings kann die tatsächliche Häufigkeit höher liegen.
Da 22 % der Betroffenen mit unspezifischen Diagnosen wieder entlassen werden, wird die Statistik oft verfälscht. Hinsichtlich Geschlecht besteht bei der Vestibularneuritis keine besondere Häufung. Die Behandlung richtet sich nach dem Ausmaß der Symptome und dem Gesundheitszustand des Patienten. Für jeden Fall sollte ein individuelles Therapie- und Rehabilitationskonzept erstellt werden.
Was ist eine Perilymphfistel?
Erstmals 1970 beschrieben, handelt es sich bei einer Perilymphfistel um eine Komplikation des membranösen Labyrinths im Innenohr. Durch einen Defekt in der Membran kann es zu einer Berührung der Flüssigkeiten im Innenohr kommen; besonders bei erhöhtem intrakraniellen Druck wird dieser Defekt spürbar und führt zu Schwindel. Eine Perilymphfistel äußert sich meist in deutlichen Symptomen, die die Lebensqualität erheblich einschränken können.
Typische Anzeichen sind:
- Schwankendes Hörvermögen
- Völlegefühl im Ohr
- Schwindel (Vertigo)
- Tinnitus
- Gleichgewichtsprobleme
Eine Perilymphfistel entsteht häufig infolge von Cholesteatomen und/oder chronischen Infektionen oder tritt spontan auf. Sie ist zwar insgesamt selten, verursacht aber oft gravierende Beschwerden. Vor einer Behandlung ist eine gründliche Abklärung unumgänglich.
Je nach Schweregrad der Symptome und des verursachten Schadens wird die Therapie individuell abgestimmt. Eine interdisziplinäre Zusammenarbeit ist hier besonders wichtig, um sowohl das Gehör zu schützen als auch Schwindel zu bekämpfen.
Was ist ein Persistierender Postural-Perzeptiver Schwindel (PPPD)?
Der PPPD (Persistierender Postural-Perzeptiver Schwindel) wurde 2017 als eigenständige vestibuläre Erkrankung international anerkannt. Er tritt meist bei Bewegungen oder in optisch stimulierenden Umgebungen auf. Charakteristische Merkmale sind:
- Beschwerden halten 90 Tage oder länger an und treten nahezu täglich auf.
- Sie werden besonders im aufrechten Sitzen, Stehen oder Gehen deutlich.
- Starke visuelle Reize verstärken die Symptome.
Diese Beschwerden ergeben sich aus gestörten Prozessen in der visuellen Verarbeitung und der Kontrolle der Körperhaltung. Der PPPD ist häufig mit anderen Krankheitsbildern verknüpft, was seine komplexe Natur erklärt.
Insbesondere werden Zusammenhänge zu Migräne, Angststörungen und Depressionen beobachtet. Die Abklärung der zugrunde liegenden Ursachen ist von entscheidender Bedeutung. Der PPPD wird überwiegend bei Frauen zwischen 30 und 50 Jahren diagnostiziert. Frauen sind etwa viermal stärker betroffen als Männer. In der Therapie kommen unter anderem folgende Ansätze zum Einsatz:
- Medikamentöse Therapie der Hauptursache
- Vestibuläre Rehabilitation
- Kognitive Verhaltenstherapie
Was ist ein Akustikusneurinom (Vestibularschwannom)?
Als Akustikusneurinom bezeichnet man einen meist einseitigen, gutartigen Tumor am Gleichgewichtsnerv. Obwohl das Gleichgewichtsorgan betroffen ist, sind Tinnitus und einseitiger Hörverlust zumeist die Hauptsymptome. Da der Gleichgewichtssinn durch mehrere Eingänge gesteuert wird, bemerken viele Betroffene ihre Gleichgewichtsprobleme zunächst kaum. Manche Patienten entwickeln zudem Taubheitsgefühle oder Lähmungen im Gesichtsbereich.
Unterscheidung nach Tumortypen:
- Sporadisches Akustikusneurinom: Betrifft den Großteil der Fälle, meist einseitig.
- Beidseitiges Akustikusneurinom: Tritt bei Neurofibromatose Typ 2 (NF2) auf und kann beidseitig sein.
Bei NF2 erscheinen die Tumoren oft in jüngeren Jahren, da es sich um eine genetische Erkrankung handelt. Regelmäßige Kontrollen sind wichtig, um frühzeitig eine passende Behandlung einzuleiten.
Was ist das Ramsay-Hunt-Syndrom?
Das Ramsay-Hunt-Syndrom wird durch das Varizella-Zoster-Virus verursacht. Typischerweise treten starke Ohrenschmerzen, Gesichtslähmungen und ein charakteristischer Ausschlag auf. Häufig kommt es bei Betroffenen auch zu Ohrenschmerzen, Hautauschlag, ausgeprägter Geräuschempfindlichkeit (Hyperakusis), Hörverlust und Gleichgewichtsstörungen.
Eine multidisziplinäre Diagnostik ist empfehlenswert. Beim Auftreten von Schwindel sollten Betroffene eine vestibuläre Rehabilitation erhalten.
Was versteht man unter Reisekrankheit (Motion Sickness)?
Die Reisekrankheit ist eine Reaktion des Körpers auf tatsächliche oder vermeintliche Bewegungen. Häufig tritt sie bei Boots-, Bahn-, Auto- oder Flugreisen auf. Sie entsteht, wenn das Zusammenspiel zwischen Vestibularsystem, optischer Wahrnehmung und propriozeptiven Reizen gestört ist.
Am häufigsten klagen Betroffene über Übelkeit. Außerdem können Gleichgewichtsstörungen, Müdigkeit, Benommenheit, Schwitzen und Schläfrigkeit auftreten. Bei widersprüchlichen Sinneseindrücken nehmen diese Beschwerden zu.
Die Anfälligkeit für Reisekrankheit variiert stark von Person zu Person:
- Geschlecht: Frauen sind in der Regel empfänglicher als Männer. Während der Periode und in der Schwangerschaft verstärkt sich die Anfälligkeit.
- Alter: Kinder zwischen 6 und 9 Jahren sind besonders betroffen, doch mit der Pubertät lässt die Empfindlichkeit meist nach.
- Kondition: Personen mit hohem aeroben Leistungsniveau sind teilweise anfälliger.
Menschen mit Menière-Krankheit, vestibulärer Migräne oder Migräne neigen ebenfalls stärker zur Reisekrankheit.
Therapie der Reisekrankheit
Die Behandlung konzentriert sich vor allem auf die Linderung der Symptome. Daneben können die Betroffenen von einem vestibulären Training mittels Virtual Reality profitieren.
Um die Reisekrankheit zu begreifen und besser zu kontrollieren, ist eine Berücksichtigung individueller Faktoren unverzichtbar.
Was ist das Mal-de-Débarquement-Syndrom (MdDS)?
Mal de Débarquement (MdDS) ist eine Form der Bewegungsintoleranz, die häufiger als angenommen vorkommt. Sie wird durch lang andauernde Bewegungsreize ausgelöst – etwa während einer Schiffs- oder Flugreise – und manifestiert sich nach der Rückkehr in Form eines anhaltenden Schwindels. Typischerweise fühlen sich die Betroffenen im Ruhezustand, etwa beim Stehen, schwankend, während sie sich beim Gehen oft wohler fühlen. Die Diagnose wird aufgrund dieser eindeutigen Beschwerden gestellt, für die es etablierte Kriterien gibt.
Verbreitung und Häufigkeit:
- Eine vorübergehende MdDS-Symptomatik tritt bei einem hohen Prozentsatz gesunder Menschen nach längerer passiver Bewegung auf.
- Eine chronische Form von MdDS ist vergleichsweise selten; gesicherte Prävalenzdaten liegen noch nicht vor.
Demografische Befunde:
- Am häufigsten zeigt sich MdDS bei mittelalten Frauen.
- Der Großteil der Betroffenen ist weiblich.
- Der Altersgipfel liegt im fünften Lebensjahrzehnt.
- Zur ethnischen Verteilung liegen kaum Daten vor.
Assoziierte Erkrankungen:
- Eine enge Verbindung zu Migräne wird vermutet.
- Ein Zusammenhang mit Reisekrankheit und gesteigerter visueller Empfindlichkeit ist ebenfalls gegeben.
Psychosoziale und wirtschaftliche Belastung:
- MdDS mindert die Lebensqualität und erhöht das Risiko für Angst und Depression.
- Nicht selten verstreicht eine lange Zeit, bis die richtige Diagnose gestellt wird – wodurch oft eine spontane Anpassung erfolgt und die Symptome nachlassen können. Bei länger anhaltender Problematik kann ein Virtual-Reality-basiertes Training hilfreich sein.
- Aufgrund der gesundheitlichen Beeinträchtigungen kann es zu Einschränkungen im Arbeits- und Privatleben kommen, was eine erhebliche sozioökonomische Last nach sich zieht.
Was ist Migräne-assoziierter Schwindel (Vestibuläre Migräne)?
Der migränebedingte Schwindel tritt vor allem bei Personen auf, die bereits an Migräne leiden. Dabei muss nicht in jedem Fall gleichzeitig Kopfschmerz vorhanden sein; allerdings sind bestimmte Kriterien zu erfüllen, um die Diagnose zu sichern. Häufig tritt er parallel zu Migräneaura-Phasen auf.
Kriterien für Vestibuläre Migräne:
- Mindestens fünf Anfälle mit mittelstarken bis starken vestibulären Symptomen
- Eine Anfallslänge zwischen 5 Minuten und 72 Stunden
- Bei mindestens 50 % dieser Anfälle tritt eines oder mehrere der folgenden Migräne-Merkmale auf:
- Pochender Kopfschmerz
- Fotophobie (Lichtempfindlichkeit) oder Phonophobie (Geräuschempfindlichkeit)
- Visuelle Aura
Die Betroffenen beschreiben das Schwindelgefühl häufig als Vorwärts-Rückwärts-Bewegung oder Schwanken. Diese Symptome können losgelöst von den übrigen Migräneanzeichen auftreten.
Die Diagnose ist anspruchsvoll, kann aber bei korrektem Vorgehen die Lebensqualität der Betroffenen erheblich verbessern. Ein multidisziplinärer Zugang unterstützt Patienten dabei, ihre Beschwerden besser zu verstehen und zu bewältigen.
Vestibuläre Migräne ist in der Allgemeinbevölkerung zwar nicht sehr häufig, ruft bei den Erkrankten jedoch erhebliche Einschränkungen hervor. Besonders häufig sind Frauen betroffen, meist beginnt die Erkrankung im mittleren Alter und nach Migräneanfällen folgen Schwindelbeschwerden.
Mit einer geeigneten Behandlung lassen sich die Symptome bei den meisten Patienten gut kontrollieren. Ein Virtual-Reality-basiertes vestibuläres Training ist häufig hilfreich, um den Alltag zu meistern.
Was versteht man unter Vestibulärer Dysfunktion (Hypofunktion)?
Unter einer vestibulären Dysfunktion versteht man eine Störung im Gleichgewichtssystem des Innenohrs, sodass eine oder beide Seiten nicht mehr korrekt arbeiten. Im Vordergrund steht ein chronisches Ungleichgewichtsgefühl. Bei schnellen Kopfbewegungen sowie in Phasen von Müdigkeit oder Stress tritt diese Instabilität stärker in Erscheinung.
Vestibuläre Dysfunktion kann peripher (Ursache im Innenohr) oder zentral (betreffend das Gehirn oder die Verbindungswege zum Innenohr) bedingt sein. Periphere Formen sind oft eine Spätfolge von Innenohrerkrankungen wie der Menière-Krankheit.
Daher ist es für Patienten mit Menière wichtig, eine adäquate Diagnostik, Behandlung und Rehabilitation zu erhalten, um einem späteren vestibulären Funktionsverlust vorzubeugen. Zentrale vestibuläre Störungen entstehen dagegen durch schwere Ursachen wie Schlaganfall oder demyelinisierende Erkrankungen, was eine frühzeitige Diagnose besonders bedeutsam macht.
Risikofaktoren für eine vestibuläre Dysfunktion
- Frauen weisen generell ein höheres Risiko für vestibuläre Erkrankungen auf als Männer.
- Der Zugang zu adäquaten Behandlungs- und Rehabilitationsangeboten ist entscheidend für die Lebensqualität von Menschen mit Schwindel und Gleichgewichtsproblemen.
- Personen über 40 Jahren sind häufiger betroffen. Bei Erkrankungen wie Menière oder Migräne-bedingten Schwindelattacken sind Frauen wissenschaftlich erwiesen öfter betroffen. Mit fortschreitendem Alter verstärken sich die kumulativen Auswirkungen biologischer Veränderungen, was das Risiko für vestibuläre Hypofunktion erhöht. Ein funktionierendes Gleichgewichtssystem ist entscheidend, um Stürzen vorzubeugen, insbesondere im hohen Alter.
- Bestehende Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Diabetes beeinflussen die Durchblutung und das Nervensystem, was wiederum die vestibuläre Funktion beeinträchtigen kann. Psychische Faktoren wie Depression oder Angst werden oft eher durch vestibuläre Störungen verschlimmert als umgekehrt.
Bei einer vestibulären Hypofunktion empfinden Betroffene oft chronisches Ungleichgewicht, Schwierigkeiten bei der Körperhaltung und gelegentlich Schwindel mit Übelkeit und Erbrechen. Eine ausführliche Anamnese, eine klinische Untersuchung sowie eine umfassende vestibuläre Diagnostik sind unerlässlich.
Die Unterscheidung zwischen peripherer und zentraler vestibulärer Dysfunktion ist ausschlaggebend für die Wahl der richtigen Therapie. Das Verständnis für die Differenzen zwischen diesen Formen ist wesentlich für einen effektiven Behandlungsverlauf.
Patienten mit vestibulärer Dysfunktion haben ein erhöhtes Risiko für Stürze, bedingt durch Schwindel und Gangunsicherheiten. Das gilt vor allem für Personen über 70. Eine frühzeitige Diagnose, geeignete Therapien und vestibuläre Rehabilitation sind daher von großer Bedeutung.